EU Payment Observatory – the situation of late payments in EU member States

Die EU hat ihren Jahresbericht 2024 zum Zahlungsverhalten in den Mitgliedsstaaten veröffentlicht. Vorweg gesagt handelt es sich dabei allerdings um das Zahlungsverhalten, das im Jahr 2023 von Lieferanten und Dienstleistern wahrgenommen und erfahren wurde. Die Studie dazu wurde 2024 durchgeführt, die Ergebnisse wurden analysiert und der Bericht wurde veröffentlicht. Die Informationen sind also nicht sonderlich aktuell.

Entsprechend der ECB/EC SAFE Studie, berichteten 42 Prozent der österreichischen Unternehmen über verspätete Zahlungen ihrer Kunden. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich um einen Anstieg in Höhe von 10 Prozent. Dieser Anstieg entspricht zwar dem EU-weiten Trend, im Vergleich stehen österreichische Unternehmen aber noch besser da als der europäische Durchschnitt. Und zwar ganze 5 Prozentpunkte.

Im B2B-Geschäft wurden Rechnungen im Jahr 2023 durchschnittlich nach 26 Tagen ausgeglichen (plus 1 Tag gegenüber 2022), während die Zahlungsdauer im G2B-Geschäft 34 Tage (keine Veränderung gegenüber 2022) betrug.

Der überwiegende Teil der Unternehmen (28 Prozent) sieht die am schlechtesten zahlenden Kunden im Kreis der Großunternehmen. Klein- und Mittelunternehmen folgen mit einem Anteil von 24 Prozent dicht dahinter, während Kleinstunternehmen „nur“ aus Sicht von 10 Prozent der Gläubiger zu den schlechtesten Zahlern gehören. Allerdings sehen auch 38 Prozent Gläubiger keinen signifikanten Unterschied im Zahlungsverhalten der unterschiedlich großen Unternehmen. Als Ursache für das schlechtere Zahlungsverhalten großer Unternehmen wird deren Verhandlungsmacht in der Durchsetzung langer Zahlungsziele zur Verbesserung des eigenen Cash-Flows vermutet.

Bei der Betrachtung der verschiedenen Wirtschaftssektoren schneiden „Energie und Bergbau“, „Transport“ sowie Versicherungen bei der durchschnittlichen Zahlungsdauer am schlechtesten ab. Erfreulicher schneiden dabei das „Gastgewerbe“ und die „Freizeitindustrie“ ab. Insbesondere die „Freizeitindustrie“ hat sich seit 2021 sehr positiv entwickelt und befindet sich im Zahlungsverhalten ungefähr wieder auf dem Niveau von 2019. Das „Gastgewerbe“ zeigt 2024 sogar noch ein verkürztes durchschnittliches Zahlungsverhalten gegenüber 2019.

Als Ursache für verspätetes Zahlen der Kunden geben 33 Prozent der Unternehmen Machtungleichgewichte/Machtdynamiken bei Schuldnern im B2B-Geschäft und 35 Prozent der Unternehmen bei Schuldnern im G2B-Geschäft an. Ein Jahr zuvor waren die Unterschiede wesentlich deutlicher. 2022 sahen 34 Prozent der Unternehmen diese Ursache im B2B-Geschäft, aber 47 Prozent im G2B-Geschäft.

Sehr überraschend geben 46 Prozent der Unternehmen administrative Ineffizienzen als Ursache für verspätete Zahlungen ihrer Kunden an. Noch überraschender ist allerdings, dass dies gegenüber dem Vorjahr bereits eine deutliche Verbesserung um sechs Prozentpunkte darstellt. Offensichtlich besteht nach wie vor ein sehr hoher Handlungsbedarf hinsichtlich der Optimierung und der Automatisierung von Verwaltungsprozessen in einer Vielzahl an Unternehmen.

Den vollständigen Bericht über das Zahlungsverhalten in Österreich, aber auch über das Zahlungsverhalten in den übrigen Ländern der EU, finden Sie unter:
EU Payment Observatory Report 2024

Die gute Nachricht zum Schluss: Verglichen mit den Durchschnittswerten in der EU, ist das Zahlungsverhalten der Kunden in Österreich noch sehr befriedigend: In der EU haben 2023 die Kunden im B2B-Bereich durchschnittlich nach 61,8 Tagen (26 Tage in Österreich) und im G2B- Bereich nach 69 Tagen (34 Tage in Österreich) gezahlt. Im Export wird dann schon etwas schwieriger werden.