Steigende Firmeninsolvenzen: Was tun?

Der KSV 1870 hat in seiner jüngsten Pressemeldung vom 6.09.2025 berichtet, dass die Firmeninsolvenzen in den ersten drei Quartalen um 5,3 Prozent gestiegen sind. Für das gesamte Jahr hält der KSV 1870 sogar bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen für möglich. Zwar gibt es einige wenige leicht positive Signale: die Entwicklung der Insolvenzen im dritten Quartal hat sich verlangsamt, die Anzahl der insolvenzbedingten Arbeitsplatzverluste gesunken und die Summe der Insolvenzschäden hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Insgesamt steuert die österreichische Wirtschaft jedoch möglicherweise auf das dritte Jahr der Rezension nacheinander zu.

Von den bislang im Jahr 2025 gezählten 5.110 Firmeninsolvenzen ereignen sich in Handel, Bau und Gastronomie/Beherbergung die meisten Insolvenzen. Dort ist der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen hoch. Der KSV 1870 sieht in einer eher mäßigen Auftragslage, einem hohen Kostenniveau und dem Personalmangel (der die Auftragsannahme und damit Umsätze verhindert) wesentliche Ursachen für die Firmeninsolvenzen. Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) sind dem Risiko offener Forderungen besonders stark ausgesetzt, wenn die Auftragslage rückläufig oder schlecht ist. Häufig fehlen hier die Personen und die Werkzeuge, um in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Liquidität und Cashflow auch durch geeignete Maßnahmen im Forderungsmanagement abzusichern.

Fünf Tipps zur Sicherung von Liquidität und Überlebensfähigkeit

1. Planen Sie Ihre Liquidität und Ihren Cashflow realistisch

Sehr häufig werden die Zahlungen der Kunden zu optimistisch eingeschätzt. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist leider häufiger „der Wunsch der Vater des Gedankens“. Planen Sie lieber konservativ. Auch Ihre Kunden befinden sich in einer vergleichbaren Lage wie Sie. Tendenziell ist mit einem verspäteten Zahlungseingang zu rechnen. Erfahrungsgemäß nimmt der Zahlungsverzug zu. Unternehmen versuchen den Lieferantenkredit möglichst lange zu nutzen.

2. Prüfen und verkürzen Sie die gewährten Zahlungsbedingungen, wo immer möglich[1]

In guten Jahren mit hohen Umsätzen und ausreichender Liquidität werden viele Unternehmen entweder bewusst großzügig oder etwas nachlässig bei der Gewährung von Zahlungszielen. Leider kommt es dabei öfter vor, dass gerade Kunden, die nicht die beste Bonität besitzen, vergleichsweise lange Zahlungsziele erhalten. Kürzere Zahlungsziele sorgen für einen schnelleren Liquiditätszufluss, reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines Forderungsausfalls und Begrenzen den potenziellen Schaden im Falle einer Kundeninsolvenz.

3. Fakturieren Sie schnell und korrekt

Rechnungen, die nicht gestellt sind, werden auch nicht bezahlt. Jeder Tag, den Sie mit der Fakturierung warten geht zu Ihren Lasten. Organisieren Sie Ihre Prozesse so, dass Sie sofort nach Leistungserbringung auch die Rechnung stellen und zustellen können. Online-Händler machen uns das vor: Hier kommt die Rechnung häufig mit der Ware oder gar unmittelbar per E-Mail, sobald der Lieferant die Ware auf den Weg gebracht hat.

Achten Sie auch auf korrekte Fakturierung: Falsche Preise, unzutreffende Firmierung oder Ähnliches führen zu Rechnungsreklamationen. Häufig aber erst dann, wenn Sie ausbleibende Zahlung bei Fälligkeit gemahnt haben.

4. Verlieren Sie keine Zeit: Kümmern Sie sich um Ihre Zahlungseingänge unmittelbar bei Fälligkeit

Rechnungen, die Ihre Kunden am Fälligkeitstag noch nicht beglichen haben, sollten ohne Zeitverzug gemahnt werden. Jeder Tag, den Sie warten, kostet Sie Liquidität, erschwert die Beitreibung und erhöht das Risiko des Forderungsausfalls. Sogenannte Karenztage und feste Mahntage sind Relikte aus der Vergangenheit. Diese waren häufig anderen gesetzlichen Grundlagen oder den technischen Möglichkeiten geschuldet. In heutiger Zeit können wir Software nutzen, mit deren Hilfe wir mit wenigen Klicks eine Mahnung erstellen und nahezu kostenfrei an unsere Kunden verschicken können. Eine frühzeitige Erinnerung genügt oft, um eine vergessene oder übersehene Rechnung ins Gedächtnis zu rufen, die sofortige Zahlung zu veranlassen oder sie ermöglicht es Ihnen, ausfallgefährdete Kunden frühzeitig zu identifizieren und eine zufriedenstellende Lösung (z.B. Ratenplan oder Sicherheiten) zu finden.

5. Nehmen Sie frühe Warnsignale möglichst zuverlässig wahr

Kunden, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, verändern Ihr Geschäftsgebaren. Bei fehlender Liquidität auf Kundenseite werden plötzlich lange Zahlungsziele wichtiger als niedrige Preise. Unter Umständen tendiert Ihr Kunde (für Sie überraschend) plötzlich bei Bestellungen auch zu den Vergleichsprodukten mit etwas geringerer Qualität und niedrigerem Preis oder auch zu Bestellmengen, die ihm keine Mengendegression bringen.

In angespannten Zeiten ändert sich aber auch das Kommunikationsverhalten der Kunden. Stress für die Verantwortlichen bleibt nicht ohne Folgen: Der Ton wird ein wenig rauer. Und bei Fälligkeiten erreichen Sie Ihre Kunden – entgegen den bisherigen Erfahrungen – überraschend zu den „üblichen Zeiten“ nicht mehr.

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihrem Kunden geht es schlecht oder die Geschäftsbeziehung verschlechtert sich für Sie, dann ist das in aller Regel auch so. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und verifizieren Sie Ihren Eindruck. Zum Beispiel durch objektive, externe Informationen einer Auskunftei oder Warenkreditversicherung. Oder auch durch ein offenes und klärendes Gespräch mit dem Kunden. Je früher Sie wissen, wie es um Ihren Kunden bestellt ist, umso mehr Handlungsoptionen besitzen Sie.
_______________________________

[1] Achten Sie dabei darauf, dass Sie dadurch keinen Umsatz verhindern. Zumindest nicht den Umsatz mit Kunden, die über eine ausreichend gute Bonität verfügen.