Tue Gutes und rede darüber!
Der KSV 1870 wirft in seinem aktuellen Newsletter vom 28. März 2025 die Frage auf, ob Unternehmen mit ihrer (guten) Bonität werben sollten. Fast selbstverständlich kommt die Autorin Sandra Kienesberger zu dem Schluss: „Ja, warum eigentlich nicht?“
Sie argumentiert, dass eine gute eigene Bonität als Marketinginstrument eingesetzt werden kann und – nach den Erfahrungen des KSV 1870 – in Österreich auch zunehmend eingesetzt wird. Die Einstellung „meine Bonität geht niemanden etwas an“ scheint demnach nicht mehr weit verbreitet zu sein. Vielmehr ist die Kommunikation der eigenen Bonität bei etablierten Unternehmen im Rahmen des Risikomanagements als „state of the art“ zu bezeichnen. Der KSV 1870 bietet dazu das „Produkt“ BonitätsLabel an.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
Unabhängig davon, ob Sie ein Angebot wie das BontätsLabel für die Kommunikation mit Ihren Kunden oder Lieferanten nutzen, sind wir der Meinung, dass eine offene und transparente Kommunikation mit Kunden und Lieferanten gerade in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen erfolgsentscheidend ist. Je schwieriger die Handlungsbedingungen auf den Märkten werden, desto wichtiger wird eine vertrauensvolle und offene Kommunikation. Und Vertrauen setzt valide Informationen voraus.
Teilen wir mit wichtigen Kunden und mit wichtigen Lieferanten die Informationen, die die Grundlage unserer Entscheidungen bilden: Sprechen wir offen über Bonitäten, Kreditlimits, Versicherungszusagen etc. Unsere Kunden werden unsere Entscheidungen besser nachvollziehen können, wenn sie wissen, dass wir die zur Verfügung gestellte Kreditlinie von der Bonität des Kunden und ggf. von Versicherungszusagen einer Warenkreditversicherung abhängig machen. Wenn wir dann auch noch zeitnah mit unseren Kunden über Veränderungen dieser Größen sprechen und die betriebswirtschaftlichen Gründe für diese Veränderungen kennen, werden unsere Entscheidungen nachvollziehbarer.
Sie können dann leichter akzeptiert werden und damit wird dann die Grundlage für eine weitere tragfähige Zusammenarbeit geschaffen. Manchmal ist es dann also doch besser zu Reden, als zu Schweigen.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt!
Wir Creditmanager haben alle schon mehr oder weniger oft die Erfahrung gemacht, dass es manchmal sinnvoll ist, Informationen – auch von etablierten Auskunfteien – zu hinterfragen. Wir alle kennen die Problematik der sogenannten Alpha- und Beta-Fehler. Manchmal stellen wir dann tatsächlich fest, dass so mancher Glanz bei näherem Hinsehen verblasst. Oder auch, dass sich unter einer angestaubten Oberfläche viel Glanz verbergen kann.
Und was bedeutet das nun für Credit Manager*innen im Hinblick auf das BonitätsLabel des KSV 1870?
Zunächst einmal: Wenn Kunden oder Lieferanten ein solches Label besitzen und verwenden, ist das für das Credit Management willkommen. Es erspart uns Arbeit, da wir sehr schnell und einfach auf den aktuellen Bonitätsstatus des Geschäftspartners zugreifen können. Die „gewonnene“ Zeit können wir dann unter anderem für die Analyse und Hinterfragung des Ergebnisses nutzen. Oder wir können die freie Kapazität nutzen, um mit dem Kunden oder auch Lieferanten über das jeweilige Ergebnis und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu sprechen.
Zweitens: Nicht jeder Kunde oder Lieferant, der nicht über ein solches Label verfügt, ist per se ein schlechter Geschäftspartner. Denn zum einen ist das Bonitätslabel noch nicht lange genug auf dem Markt (zwei Jahre), um eine breite Durchdringung und Verbreitung erreicht zu haben. Zum anderen muss nicht jeder potenzielle Geschäftspartner zu dem Schluss kommen, dass er ein solches Label benötigt, um seine Bonität und Kreditwürdigkeit zu kommunizieren. Das Phänomen der so genannten „Hidden Champions“ zeigt, dass Spitzenleistungen auch ohne große Bühne und ohne öffentliche Darstellung zu finden sind. Möglicherweise gibt es mehr „Hidden Bonitäts Champions“ als wir denken.
Drittens: Wir Credit Manager*innen sollten uns vor der „Komfortfalle“ in Acht nehmen. Es besteht eine gewisse Tendenz, die bloße Existenz des Bonitätslabels mit der Zeit als ausreichend zu betrachten und die Bonität nicht mehr genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese Gefahr wird umso größer, je mehr Anbieter solche Labels kreieren und vermarkten. Sollte die Zahl der „Bonitäts-Labels“ zunehmen, könnte es immer schwieriger werden, „hinter das Label“ zu schauen (um vielleicht den einen oder anderen verborgenen Schatz zu entdecken).
Quintessenz?
Das Angebot des BonitätsLabel ist aus unserer Sicht zu begrüßen. Wer eine gute Bonität hat, sollte gerne damit „werben“. Für Credit Manager*innen ist ein Bonitätslabel ein erstes Indiz für eine gute Geschäftsbasis. Es erspart uns aber nicht, „hinter das Label“ zu schauen und uns intensiv mit dem Geschäftspartner und seiner Bonität zu beschäftigen. Zumindest nicht bei den wichtigen Geschäftspartnern. Und es gibt uns immer wieder die Möglichkeit und sollte Ansporn sein, mit unseren Geschäftspartnern auch über vermeintliche Tabuthemen mehr und intensiver zu sprechen.